Einmal Kinderkurdirektor sein…

Norderney ist die einzige Insel mit einem eigenen Kinderkurdirektor. Doch auch alle anderen 600 Norderneyer tragen dafür Sorge, dass sich Kinder auf der Insel rundum wohl fühlen.

Die Begegnung mit Anneus bietet alles, was du von der Begegnung mit einem Zehnjährigen erwartest: Begeisterung für Pfannkuchen und Omas Nudelgratin, für Star Wars und fürs Radfahren. Und die erste, die einzig große Liebe – zum Fußball, zu Thomas Müller, Robert Lewandowski sowie Manuel Neuer. Doch das Gespräch mit dem Fünftklässler birgt auch höchst überraschende Töne.

Anneus spielt in seinem Zimmer! © Janis Meyer

Anneus, seit August 2016 Kinderkurdirektor auf Norderney sowie Abwehrstütze der D-Jugend des TuS Norderney, wünscht sich vor allem eins – Frieden. Das ist bemerkenswert. Anneus, seine Eltern, seine  Geschwister Thees (7) und Leefke (4) sowie Katze Leo leben an einem der friedvollsten Orte der Welt – in ihrer Villa Kunterbunt mit herrlichem Garten. Der gebürtige Neuseeländer (Anneus’ Eltern hatten für ein Jahr dort gearbeitet) wohnt seit acht Jahren auf Norderney, wo sein Vater eine Arztpraxis führt. Von Beginn an liebte er den Inselstatus, das „Leben außerhalb von allem anderen“, wie er es nennt.

Anneus weiß, dass er an einem besonderen Ort lebt. „Ich kann mich frei bewegen und wünschte, dass es allen so ginge. Und dass wir  alle nett zueinander wären.“ „Wir alle?“ „Ja“, sagt er bestimmt. „Alle Menschen. Sogar der IS – auch mit ihm muss es eines Tages möglich sein, Frieden zu schließen.“ Auf die Frage, warum er über den IS nachdenke, folgt das umwerfend logische „weil es ihn gibt.“

Wenn Anneus nicht nachdenkt, springt er Trampolin, chillt mit seinen Kumpels oder kurvt über die Insel. Neben der Schule und seinem Amt als #KIKU investiert Anneus am meisten Zeit in den Fußball. Seine Mannschaft bedeutet ihm viel – „also fast alles eigentlich“. Dass sein Trainer ihn, den Stürmer, heute in der Abwehr sieht, findet Anneus O.K.. „Ich spiele da, wo es dem Team nützt“, sagt er schlicht. Anneus könnte sich durchaus vorstellen, Profi zu werden – „wenn’s dafür reicht“, fügt er an. „Wenn nicht, mache ich meine Ausbildung und kehre als Arzt nach Norderney zurück.“

Anneus kennt niemanden, der sich vorstellen könnte, der Insel dauerhaft den Rücken zu kehren. Zweimal jährlich reist er dennoch – so wie viele Insulaner. „Trotz allem brauchst du auch mal Kontrastprogramm“. Ein ganz besonderer Höhepunkt seines bisherigen Lebens war eine Reise nach Florida. Dort hat es dem damals Sechsjährigen bisher am besten gefallen. „Wir sind von Disneyland zu Disneyland gereist – super!“ Und wie war die Heimkehr? „Norderney ist auf Dauer doch besser als Florida. Ich kann jedem empfehlen, mal zu kommen – am besten während meiner Amtszeit als KiKu, denn ich habe viele Ideen und Pläne für alle Kinder.“

Ist Anneus wunschlos glücklich? Keineswegs. Sogar nachts träumt er von Autogrammen seiner Glorreichen Drei – Müller, Lewandowski und Neuer. Aber das ist, wie wir wissen, nur sein zweitgrößter Wunsch. Sein größter ist Frieden – auf seiner Insel und in der Welt.


Jedes Jahr im August wird der neue KIKU (Kinderkurdirektor/in) für Norderney gewählt. Für das Amtsjahr 2017/2018 wurde die zehnjährige Maxiem gewählt. Maxiem schon viele Ideen im Kopf, die sie in die Tat umsetzen will: eine Stadtralley, einen Kurplatzflohmarkt, einen Sandburgen-Wettbewerb und ein Weihnachtskekse-Backen und mehr. Dafür wird die Kinderkurdirektorin mit einem eigenen Büro sowie einem eigenen Budget ausgestattet.

 

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