Was hat es mit dem Torfschiff auf sich?
Das Torfschiff „Die Hoffnung“ ist ein traditionelles Plattbodenschiff, eine Tjalk. Diese Schiffe waren die fast einzige Möglichkeit, Waren aller Art und ganz besonders Torf, der hier abgebaut wurde und als Brennmaterial diente, zu befördern. Diese Schiffe spielten eine wichtige Rolle in der Moorkolonisation und im Transport von Torf zu den Städten. Ein Plattbodenschiff hat besondere charakteristische Merkmale, die es von anderen Schiffen unterscheidet. Sie sind relativ klein und flach, um in den typischen Fehnkanälen und küstennahen Gewässern zu fahren. Plattbodenschiffe sind mit Seitenschwertern ausgestattet, die durch Seile hoch- oder runtergelassen werden können. Sie dienten dazu, den Kurs zu halten, besonders wenn gesegelt wurde. Der Rumpf war in früherer Zeit meist aus Holz auf einer der örtlichen Werften gebaut worden und hat keinen Kiel, daher kommt der Name Plattbodenschiff. Heute sind Plattbodenschiffe oft nur noch Museumsschiffe oder fahren als Yachten. Ab und zu sind sie Teil von touristischen Angeboten, wie das Torschiff „Hoffnung“ aus Rhauderfehn, und bieten interessante Ausflugsfahrten auf Kanälen. Sie sind ein lebendiges Zeugnis der regionalen Geschichte und Kultur.

Los geht die Fahrt
Das Plattbodenschiff „Die Hoffnung“ wird liebevoll auch das kleinste Kreuzfahrtschiff der Welt genannt, bei dem bis zu 12 Personen an Bord gehen können und Gäste auf Anfrage eine Fahrt über den Hauptfehnkanal unternehmen können, bei der man hautnah die Region erkundet. Dieser Kanal ist auf der „Seeseite“ der Schleuse in Rhauderfehn gezeitenabhängig und nur bei Hochwasser heißt es „Ahoi und Leinen los“. Der Kapitän informiert sich vor jeder Fahrt über die Gezeiten. Sollte das Schiff im Hafenbecken hinter der Schleuse liegen, müssen erst noch die große Brücke der Bundesstraße und die Schleuse passiert werden. In der Schleuse wird der Wasserspiegel auf die gleiche Höhe wie im Kanal gebracht. Erst dann kann das Spieltor geöffnet werden. Das Pumpwerk neben der Schleuse ist für den Hochwasserschutz und bei Starkregen zum Abpumpen da.


Gemütliches schippern auf dem Kanal
Entlang des Kanals ziehen die für die Region Ostfriesland typischen Backsteinhäuser vorbei. Auf dem Deich stehen rechts und links neugierige Schafe, die alles, was an ihnen vorbeizieht, mit einem freundlichen Blöken und Mäckern begrüßen. Ein Highlight sind die im Frühjahr geborenen kleinen Lämmer, die vergnügt am Deich springen, säugen oder nur mit ihren Artgenossen spielen.
Auf der Fahrt über das ruhige Wasser erläutert der Skipper die Geschichte der Kolonialisierung und das schwere Leben der Siedler und der Schifffahrt auf dem Fehn. Die frühere Infrastruktur mit ihren ortsansässigen Werften und dem Kanalverlauf sind historische Geschichten, die auch durch die Erzählungen lebendig bleiben. Fischreiher, schwarze Kormorane, Enten und Gänse gehören zum Programm der abwechslungsreichen Natur- und Tierwelt.
Sehr eindrucksvoll vom Schiff aus ist die Fahrt durch die Klappbrücke. Dafür hat der Skipper sich Stunden vorher beim Brückenwärter angemeldet, denn dieser sorgt dafür, dass die Brücke sich für die Durchfahrt öffnet. Aber vorher wird eine Schranke gesenkt, um den Straßenverkehr auf beiden Seiten der Brücke anzuhalten. Oft steigen die Autofahrer aus, um das Schiff zu sehen und mit einem Winken vorbeiziehen zu lassen. Ein kleiner Schnack zwischen Skipper und dem Brückenwärter gehören immer dazu: „Moin, wennher komm jie törüch? In een Stünn!“ Dann gibt es erstmal das Matjesbrötchen! Auf besonderen Wunsch auch etwas anderes.


Während der Fahrt passiert man zwei Klappbrücken, die Tobiasbrücke und die Rabenbrücke. Weiter fährt das Plattbodenschiff zum Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet, dem Holter Polder im Holter Hammrich. Das Gebiet beheimatet bis zu 60 Vogelarten und ist für viele Besucher ein Ruhepol zum Alltag. Ein ca. 7 km langer Rundweg, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad, ist sehr beliebt. Riesige Vogelschwärme setzen sich in Bewegung und fliegen über das Schiff, um auf einer angrenzenden Wiese zu landen. Eine beeindruckende Geräuschkulisse der verschiedenen Vogelarten hört man schon von Weitem.
Auf der Rückfahrt warten die jeweiligen Brückenwärter schon auf das Schiff. Wieder stehen Menschen an der Brücke, die sich die Wartezeit mit einem Winken und einem freundlichen „Moin“ vertreiben. Trotz der gleichen Wegstrecke zurück, haben die Begegnungen und Aussichten eine komplett neue Wirkung und machen die Region so einzigartig.

Mehr Infos über eine Ausflugsfahrt mit dem Torfschiff findet ihr hier:
Torfschiff Hoffnung