Leuchttürme in Ostfriesland

Überflüssig in Zeiten modernster Navigationshilfen?

Leuchttürme gehören zum Küstenbild wie das Watt zur Nordsee. Aber welchen Zweck erfüllen sie heute noch, wenn Seefahrer sich durch moderne GPS-Satelliten durch das Meer leiten lassen? Und was haben die Landratten unter uns von den Leuchttürmen, die nach wie vor die Küsten des Festlandes und der Inseln säumen. Teetied stellt euch die schönsten Seezeichen Ostfrieslands vor, die garantiert auch ohne Seefahrerkenntnisse einen Besuch wert sind.

Ursprünglich dienten Leuchttürme als Wegweiser für die Schifffahrt. Sie beleuchteten Hafeneinfahrten und warnten Seefahrer mit ihrem Licht vor Riffen und anderen Gefahren im Meer. Heute übernehmen diese Aufgabe Satelliten, Radare und weitere elektronische Navigationshilfsmittel. Doch auch in der modernen Seefahrt kann nicht auf Seezeichen verzichtet werden. Sie dienen als zusätzliche Orientierungshilfen und, wie jeder wahrscheinlich schon am eigenen Leib erfahren hat, Elektronik kann auch ausfallen. Da ist man als Seefahrer mit Sicherheit sehr dankbar über die dann doch verbleibenden, wegweisenden Signale der Leuchttürme. Gesteuert werden sie heute allerdings nicht mehr durch den Leuchtturmwärter, sondern vom Festland aus über Zentralen.

Leuchtturm Norderney

Viele Leuchttürme der deutschen Nordseeküste, sowohl am Festland als auch auf den Ostfriesischen Inseln, erfüllen zudem seit einiger Zeit besondere Zwecke, wie z. B. als Standesämter, Museen usw. Es gibt dort also immer etwas zu erkunden.

Die meisten Leuchttürme können kostenfrei oder gegen ein geringes Entgelt besichtigt werden. Hierzu gehört der Neue Leuchtturm auf Borkum. Er ist im Inselzentrum zu finden und kann mehrmals pro Woche besichtigt werden. Der Aufstieg ist durchaus eine sportliche Leistung, aber der Ausblick ist es allemal wert. Der Leuchtturm hebt sich besonders durch seine „rote Pudelmütze“ ab und ist daher auch für Kinder besonders spannend. Bevor das erste Leuchtfeuer auf Borkum errichtet wurde, orientierten sich die Seefahrer am Kirchturm. Der Vorgänger des Neuen Leuchtturms ist der Alte Leuchtturm auf Borkum. Auch er ist heute noch auf der Insel zu finden, kann aber aufgrund von notwendigen Baumaßnahmen zurzeit leider nicht besichtigt werden. Natürlich ist auch seine Außenansicht einen Abstecher wert. Der dritte und neueste Leuchtturm auf Borkum, Elektrischer Leuchtturm genannt, ist ganz klassisch rot-weiß gestrichen. Er wurde erbaut, weil die zunehmende Befahrung der Unterems ein zusätzliches Leuchtfeuer notwendig machte. Er ist mittlerweile nicht mehr in Betrieb, dient aber weiterhin zur Radarüberwachung der Emsmündung. Der elektrische Leuchtturm kann ebenfalls von außen betrachtet werden –  allerdings mit etwas Entfernung, da er durch einen Zaun geschützt wird.

Kleiner Leuchtturm Borkum

Ein weiterer Leuchtturm befindet sich auf Norderney. Er bietet sich optimal für eine Radtour vom Inselzentrum aus an, bei der man ca. 30 Minuten unterwegs ist. Etwas Kraft sollte man sich jedoch aufsparen, denn immerhin müssen noch 254 Stufen erklommen werden. Aber dann wird man mit einem wunderbaren Ausblick über die Insel und das Wattenmeer belohnt.



Für Fans der rot-weiß gestreiften Leuchttürme bietet sich Arngast als Ausflugziel an. Der Leuchtturm steht mitten im Jadebusen zwischen Dangast und Wilhelmshaven auf einer Sandbank der früheren Insel Arngast. Da sich das Wasser aus dem Jadebusen bei Ebbe nahezu komplett zurückzieht, kann Arngast sowohl bei Ebbe als auch bei Flut aus nächster Nähe betrachtet werden. Für die besonders Sportlichen unter Euch empfehlen wir die ca. 6-stündige Wattwanderung ab Dangast zum Leuchtturm. Alternativ fährt bei Flut die „Etta von Dangst“, die auch ihren eigenen Blogeintrag bei Teetied gewidmet bekommen hat. Der Turm selbst kann leider nicht besichtigt werden, aber während Schifffahrt und Wattwanderung werdet Ihr mit zahlreichen interessanten Infos zum Jadebusen und Arngast versorgt.

Arngaster Leuchtturm im Jadebusen

Die Insel Juist bietet direkt zwei Seezeichen, die bestaunt werden können. Zum einen das Seezeichen, das die Hafeneinfahrt der Insel markiert und eine Aussichtsplattform bietet, und zum anderen der Leuchtturm „Memmertfeuer“. Dieser hat eine ganz besondere Geschichte.

Leuchtturm Memmertfeuer

Der Leuchtturm ist kein klassisches Seezeichen. Er steht nämlich nicht auf der Seite zum offenen Meer hin, sondern auf der Wattseite zum Festland. Der Grund dafür liegt in der Vergangenheit. Ursprünglich befand sich das Leuchtfeuer nicht auf Juist, sondern auf der Vogelinsel Memmert vor Juist. Dort stand der Turm mit Leuchtfeuer zwischen den Dünen. Durch Erosion wurde der Sand mit den Jahren abgetragen, so dass der Turm mit der Zeit nicht mehr in den Dünen, sondern im Wasser stand. Da er hierfür nicht gebaut wurde, konnte er in diesem Zustand nicht weiter betrieben werden. Das Bauwerk drohte zu stürzen und musste abgerissen werden. Das Leuchtfeuer (Spitze mit Leuchtmittel) sollte jedoch aus historischen Gründen gesichert werden und wurde vorerst nach Emden verlagert. Durch das Engagement vieler Juister konnte das Leuchtfeuer zurückgeholt werden und bekam einen neuen Turm am Hafen von Juist. Dieser kann auch besichtigt werden.

Seezeichen Juist

Pilsumer Leuchtturm

Das ganz besondere Wahrzeichen der Ferienregion Krummhörn ist der rot-gelb geringelte Pilsumer Leuchtturm. Er befindet sich auf dem Deich in Pilsum und ist durch seine auffälligen Farben nicht zu verfehlen. In der Nähe lädt ein Stehimbiss mit Fischbrötchen auf einem Parkplatz zu einer kleinen Pause ein. Oben auf dem Leuchtturm wartet ein herrlicher Ausblick auf das Watt und die Dünenlandschaft der Krummhörn. Im Inneren des Turms befinden sich Bilder mit Texten zu der Geschichte des Turms und der Region. Der Pilsumer Leuchtturm kann aber nicht nur einfach im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Unter dem Dach im Standesamtstübchen können auch Trauungen stattfinden. Für Paare eine wunderbare Erinnerung! Falls Ihr nun denkt, der Leuchtturm kommt mir aber auch irgendwie bekannt vor: Das ist gut möglich. Berühmt wurde der Leuchtturm nämlich durch Otto Waalkes Kinofilm. Hier spielte er als Kulisse eine zentrale Rolle.

Auch der zweite Leuchtturm in der Krummhörn hat eine Besonderheit. Der Campener Leuchtturm ist mit seiner Höhe von 63,3 Metern der höchste in Deutschland! Und nicht nur das – auch seine Bauart macht ihn zu einem echten Hingucker, denn hier handelt es sich um einen Stahlfachwerkturm, ähnlich wie der Eifelturm in Paris. Die beiden Bauwerke entstanden sogar im selben Jahr. Bei der Höhe ist es überflüssig zu erwähnen, dass der Ausblick von der Galerie des Turms atemberaubend ist. Allerdings muss man dafür auch 308 Stufen hinaufsteigen. Es lohnt sich allemal, denn der Blick reicht bis Borkum und über die Krummhörn bis nach Emden.

Campener Leuchtturm

Die Insel Langeoog hat zwar keinen Leuchtturm, dafür aber einen umso schöneren Wasserturm. Dieser wurde zu früheren Zeiten erbaut, da die zunehmenden Touristenzahlen die Wasserversorgung und -entsorgung der Insel vor eine Herausforderung stellten. Es wurde ein neues System angelegt, zu dem der Turm gehört. Er sorgte für den nötigen Wasserdruck im Leitungssystem. Auch heute noch spielt er eine wichtige Rolle bei der Wasserversorgung von Langeoog. Nun stellt sich natürlich die Frage, was der Wasserturm in diesem Blogbeitrag zu suchen hat, wenn es doch um Leuchttürme gehen soll. Das lässt sich einfach beantworten – obwohl der Turm nicht das höchste Bauwerk der Insel ist (der Kirchturm ist höher), hat er trotz dessen auch eine Funktion als Seezeichen, so dass er auch für die Seefahrt unverzichtbar ist. Wer sich den Wasserturm näher anschauen möchte, kann diesen besichtigen oder einen Blick auf die Dauerausstellung im unteren Stockwerk werfen.

Wasserturm Langeoog

Ein weiterer „Nicht-Leuchtturm“, aber für die Seefahrt wichtiges Seezeichen, ist der Wasserturm auf Juist. Auch er hat in heutiger Zeit noch eine wichtige Rolle für die Wasserversorgung der Insel. Der Turm kann nur von außen besichtigt werden. Mit einer Höhe von 13 Metern auf einer 22-Meter hohen Düne überragt er alle Bauten auf Juist und stellt so ebenfalls für die Seefahrt einen wichtigen Orientierungspunkt dar.


Wasserturm Juist

Wangerooge kann mit zwei Leuchttürmen glänzen. Der Neue Leuchtturm wurde errichtet, da die zunehmenden Ausmaße der Schifffahrt eine weitere Beleuchtung des Fahrwassers erforderten. Dieser kann von außen besichtigt werden und ist, wie alle Leuchttürme, ein schönes Fotomotiv. Interessanter für Euch dürfte jedoch der Alte Leuchtturm sein. Neben einem Inselmuseum beherbergt er das Standesamt. Hier haben sich zahlreiche Paare bereits das Ja-Wort gegeben und werden dies bestimmt auch in Zukunft noch tun. 146 Stufen müssen Brautpaar, Feiergesellschaft und Standesbeamter zurücklegen, um das liebevoll gestaltete Trauzimmer mit sagenhafter Aussicht zu erreichen. Hier benötigt es keine andere Fotokulisse mehr. Bei klarer Sicht reicht der Blick bis nach Helgoland! Eine passendere Hochzeits-Location gibt es (neben dem Pilsumer Leuchtturm natürlich) eigentlich nicht.

Alter Leuchtturm Wangerooge

Wenn Ihr noch mehr über die Leuchttürme Ostfrieslands erfahren oder Euch über Öffnungszeiten und Eintrittspreise etc. informieren möchtet, besucht www.ostfriesland.travel und verschafft Euch einen Überblick über die Seezeichen.

 

 

  1. Petra Kampe says:

    Ein sehr schöner Beitrag! Er enthält viel Wissenswertes und ist sehr unterhaltsam. Besonders gut haben mir die Bilder gefallen. Und interessant finde ich auch, dass neben den eigentlichen Leuchttürmen auch die Wassertürme und Wasserzeichen genannt sind. Weiter so!

  2. Schröder Klaus says:

    Moin Auch ich möchte mich bedanken für die guten Beiträge wie die Teezeremonie ,Leuchttürme und alles was sonst tolles so berichtet wurde. Da ich weiter weg wohne ( ca 600 km ) lese ich diese Nachrichten immer gerne.

    Ich wünsche Ihnen Besinnliche Feiertage und ein gutes 2020. ich freue mich schon jetzt auf neues von Ihnen. Liebe Grüße Klaus Schröder.

  3. Peter Puzio says:

    Mein Lieblings-Leuchttürmchen ist leider nur noch aus der Ferne anzusehen… Die Emder Westmole war über fast 100 Jahre ein beliebtes Ausflugsziel und Postkartenmotiv. Jetzt liegt sie im gesperrten Bereich der KFZ-Verladung. Schade!
    LG, Peter

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